"Killerspiele verbieten."
Donnerstag, 30. November 2006
Phänomen "Amoklauf"
Noch einmal ein Hinweis auf einen Beitrag bei Kulturzeit (3sat). Der Psychiater Lothar Adler beschäftigt sich mit den psychischen Bedingungen eines Amoklaufs:

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Dienstag, 28. November 2006
OK, wurde schonmal wo anders geblogt, passt aber eigentlich zu diesem Blog. Deshalb noch einmal (leicht modifiziert):

Mit dem Computerspielen habe ich beinahe vor zwei Jahrzehnten aufgehört. So weiß ich nicht, was sich hinter Doom, Counterstrike etc. verbergen. Vor langer Zeit zeigte mir mal mein jüngster Bruder (uns trennen sechzen Jahre) ein gewalttätiges Spiel. Damals untersagte ich es ihm, damit zu spielen. Wir gerieten ganz schon aneinander. Er pfiff auf mein Verbot und machte weiter. Jetzt ist dieser junge Mann einundzwanzig und ein wertvolles Mitglied dieser Gesellschaft (Abitur, Studium etc.). Ich würde mir gerne einbilden, meine Kritik an jenem Tag habe ihn, obwohl er sich zunächst dagegen sträubte, zum Denken über Gewalt bewegt; in Wahrheit aber ist es so, er hat sich, wie jeder gesunde Mensch, der von jenen, denen er vertraute, nicht allein gelassen, den Hunden zum Fressen vorgeworfen wurde, einfach von seiner Kindheit verabschiedet.
Wir neigen dazu, unseren Lebensmorgen zu verklären. Dabei ist die Adoleszenz die Zeit der Ohnmacht, die zu überwinden wir oft uns in unsere (Allmachts-) Phantasien verkriechen.
Wenn wir die meisten jungen Menschen wie Abfall behandeln, ihnen bedeuten, dass in dieser kranken Gesellschaft, in der erwachsen zu werden bedeutet, Verlierer zu bleiben, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass diese sich irgendwann kaum einen Dreck um die Mannigfaltigkeit und Güte des zivilisierten Umganges der Menschen untereinander scheren. Der Kokon der primitiven, ursprünglichen, kindlichen Gewaltphantasien ist das wohlig warme Habitat. Dort drin tanzen die Feen, da gibt es die Bösen- und die Guten sind die Rächer... Wenn man dann am Ende fällt, so bleibt wenigstens das Paradoxon erhalten, in der Vorstellung (die wir Außenstehende, wenn es bereits zu spät ist, als pathologisch bezeichneten) von sich selbst Held geblieben zu sein.

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Fachgespräch im Bundestag
Markus Beckedahl von netzpolitik.org war im Bundestag bei einer Computerspiele-Fachdiskussion der grünen Fraktion zugegen und hat den Verlauf von Experten-Argumentationen und Diskussion ausführlich protokolliert.

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Mittwoch, 22. November 2006
Die politischen Schnellschüsse nach dem erfreulicherweise eigentlich misslungenen Selbstmordattentat des 18-Jährigen in Emsdetten waren zu erwarten und sind ebenso vorhersagbar wie die Reaktionen, die auf jeden erfolgten oder geplanten Terroranschlag folgen. Nachdem der Schüler, der sich als Loser empfand, sich als "ResistantX" und mit einer Website "stay-different.de" nach Auflehnung und Ausweg suchte und seinen Selbstmord als spektakulären Rachefeldzug inszenierte, wohl Gefallen an Computerspielen wie Counterstrike oder Doom fand, sollen nun wieder einmal die "Killerspiele" verboten werden.
Florian Rötzer für Telepolis.

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Telepolis dokumentiert den Brief von Sebastian B.

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Was macht eigentlich die USK?
Mit der Arbeit der USK, die "Freiwillige Selbstkontrolle" der Spieleindustrie, hat sich am Dienstag die Sendung Kulturzeit (3sat) beschäftigt. Hier ein Link zur Sendung mit weiteren Infos und Links.

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Was Schönbohm und Stoiber da behaupten, ist schlicht falsch. Es gibt keinen einzigen stichhaltigen Beleg dafür, dass gewalttätige Computer- und Videospiele gewalttätiges Verhalten fördern. Die Behauptung wird durch ständige Wiederholung auch nicht wahrer. Die Rufe nach Verboten dokumentieren vielmehr die Hilflosigkeit einer Politik, deren Einfluss das private Umfeld nicht erreichen kann. Sie führen dazu, dass eine Betrachtung der wahren Ursachen kaum stattfindet: die Isolation einzelner Jugendlicher, die soziale Verwahrlosung an den Schulen, die mangelnde Betreuung auffälliger Minderjähriger.
Christian Stöcker für "Spiegel Online".

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Willkommen im Weblog "Killerspiele verbieten".

Dies ist nicht "mein" Weblog, sondern ein so genanntes "offenes". Das heißt: Alle, die einen Account auf blogger.de haben, können automatisch mitschreiben. (Wer noch keinen Account hat, kann sich hier kostenfrei und unkompliziert registrieren)

Ziel des Weblogs soll es sein, den monokausalen, betriebsblinden und von Parteiinteressen geleiteten Aktionismusparolen von Stoiber & Co. ein kleines bisschen Öffentlichkeit entgegen zu stellen, bzw. deren Kampagnen zu dokumentieren.

Die Toten in Littleton und Erfurt, die Verletzten in Emsdetten, wurden nicht von Computerspielen umgebracht, bzw. verletzt, sondern von realen Menschen mit einer konkreten Lebensrealität. Diese Menschen haben auch keine Computerspiele benutzt, um Menschen zu ermorden oder zu verletzen, sondern reale Waffen. Den Gebrauch dieser Waffen haben sie nicht in Computerspielen erlernt, sondern oft genug in Schützenvereinen und vergleichbaren Einrichtungen. An den Waffen, mit denen Menschen getötet und verletzt wurden, haben reale Großindustrielle reales Geld verdient. Die CSU pflegt bayerisches Brauchtum: Dazu gehören Schützenvereine genauso wie die Großkopferten. Und man verscherzt es sich nicht mit seinen Wählerschichten. Probater ist ein Sündenbock.

Ein solches Verhalten ist unanständig. Es ist eine Instrumentalisierung der beklagenswerten Opfer. Es ist eine Sauerei.

Es gibt keine medienwissenschaftliche Untersuchung, die einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Spielen so genannter "Killerspiele" und einer steigenden Bereitschaft zu Gewaltausbrüchen, wie sie in Littleton, Erfurt und Emsdetten zu beobachten waren, konstatiert. Die Zahl derjenigen, die so genannte "Killerspiele" spielen und in ihrem Leben weder zu Gewalt, noch zu Totschlag oder gar Mord neigen, zählt weltweilt Millionen.

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Ritual der Medienwächter.
Einen sehr guten Kommentar zur aktuellen "Killerspiele verbieten"-Kampagne der CSU bringt heute der Tagesspiegel.

Im Gegenteil: Das fast schon hysterische Geschrei nach einem Verbot von Computerspielen verdeckt die eigentlich wichtigen Fragen, die der Tat in Emsdetten folgen müssen. Wie kann es sein, dass ein Jugendlicher, der seine düsteren Gedanken zwei Jahre lang offen kundtut, unerkannt bleibt? Was läuft an den Schulen falsch, dass so viele Schüler sich als Versager fühlen? Wie kann es sein, dass man sich, einfach so, per Internet Waffen besorgen kann? Dass diese und andere Fragen von der "Killerspiel"-Debatte übertönt werden, ist der eigentliche Skandal.

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