"Killerspiele verbieten."
Mittwoch, 22. November 2006
Die politischen Schnellschüsse nach dem erfreulicherweise eigentlich misslungenen Selbstmordattentat des 18-Jährigen in Emsdetten waren zu erwarten und sind ebenso vorhersagbar wie die Reaktionen, die auf jeden erfolgten oder geplanten Terroranschlag folgen. Nachdem der Schüler, der sich als Loser empfand, sich als "ResistantX" und mit einer Website "stay-different.de" nach Auflehnung und Ausweg suchte und seinen Selbstmord als spektakulären Rachefeldzug inszenierte, wohl Gefallen an Computerspielen wie Counterstrike oder Doom fand, sollen nun wieder einmal die "Killerspiele" verboten werden.
Florian Rötzer für Telepolis.

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Telepolis dokumentiert den Brief von Sebastian B.

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Was macht eigentlich die USK?
Mit der Arbeit der USK, die "Freiwillige Selbstkontrolle" der Spieleindustrie, hat sich am Dienstag die Sendung Kulturzeit (3sat) beschäftigt. Hier ein Link zur Sendung mit weiteren Infos und Links.

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Was Schönbohm und Stoiber da behaupten, ist schlicht falsch. Es gibt keinen einzigen stichhaltigen Beleg dafür, dass gewalttätige Computer- und Videospiele gewalttätiges Verhalten fördern. Die Behauptung wird durch ständige Wiederholung auch nicht wahrer. Die Rufe nach Verboten dokumentieren vielmehr die Hilflosigkeit einer Politik, deren Einfluss das private Umfeld nicht erreichen kann. Sie führen dazu, dass eine Betrachtung der wahren Ursachen kaum stattfindet: die Isolation einzelner Jugendlicher, die soziale Verwahrlosung an den Schulen, die mangelnde Betreuung auffälliger Minderjähriger.
Christian Stöcker für "Spiegel Online".

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Willkommen im Weblog "Killerspiele verbieten".

Dies ist nicht "mein" Weblog, sondern ein so genanntes "offenes". Das heißt: Alle, die einen Account auf blogger.de haben, können automatisch mitschreiben. (Wer noch keinen Account hat, kann sich hier kostenfrei und unkompliziert registrieren)

Ziel des Weblogs soll es sein, den monokausalen, betriebsblinden und von Parteiinteressen geleiteten Aktionismusparolen von Stoiber & Co. ein kleines bisschen Öffentlichkeit entgegen zu stellen, bzw. deren Kampagnen zu dokumentieren.

Die Toten in Littleton und Erfurt, die Verletzten in Emsdetten, wurden nicht von Computerspielen umgebracht, bzw. verletzt, sondern von realen Menschen mit einer konkreten Lebensrealität. Diese Menschen haben auch keine Computerspiele benutzt, um Menschen zu ermorden oder zu verletzen, sondern reale Waffen. Den Gebrauch dieser Waffen haben sie nicht in Computerspielen erlernt, sondern oft genug in Schützenvereinen und vergleichbaren Einrichtungen. An den Waffen, mit denen Menschen getötet und verletzt wurden, haben reale Großindustrielle reales Geld verdient. Die CSU pflegt bayerisches Brauchtum: Dazu gehören Schützenvereine genauso wie die Großkopferten. Und man verscherzt es sich nicht mit seinen Wählerschichten. Probater ist ein Sündenbock.

Ein solches Verhalten ist unanständig. Es ist eine Instrumentalisierung der beklagenswerten Opfer. Es ist eine Sauerei.

Es gibt keine medienwissenschaftliche Untersuchung, die einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Spielen so genannter "Killerspiele" und einer steigenden Bereitschaft zu Gewaltausbrüchen, wie sie in Littleton, Erfurt und Emsdetten zu beobachten waren, konstatiert. Die Zahl derjenigen, die so genannte "Killerspiele" spielen und in ihrem Leben weder zu Gewalt, noch zu Totschlag oder gar Mord neigen, zählt weltweilt Millionen.

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Ritual der Medienwächter.
Einen sehr guten Kommentar zur aktuellen "Killerspiele verbieten"-Kampagne der CSU bringt heute der Tagesspiegel.

Im Gegenteil: Das fast schon hysterische Geschrei nach einem Verbot von Computerspielen verdeckt die eigentlich wichtigen Fragen, die der Tat in Emsdetten folgen müssen. Wie kann es sein, dass ein Jugendlicher, der seine düsteren Gedanken zwei Jahre lang offen kundtut, unerkannt bleibt? Was läuft an den Schulen falsch, dass so viele Schüler sich als Versager fühlen? Wie kann es sein, dass man sich, einfach so, per Internet Waffen besorgen kann? Dass diese und andere Fragen von der "Killerspiel"-Debatte übertönt werden, ist der eigentliche Skandal.

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